Dienstag, 6. Januar 2009

Mobbing

6. Januar 2009
Schüler wehren sich gegen Mobbing

Jacqueline hat sich vor den Sommerferien krank schreiben lassen, sie lernt zuhause, in ihrer Klasse hält sie es nicht mehr aus. Diese Mobbing-Geschichte ist eine von vielen auf den Schüler-Seiten, die seit 2007 im Netz stehen und von einem Opfer eingerichtet worden sind, das schließlich die Schule wechselte.

Die Schülerinitiative bietet Hilfe an für Schüler, Eltern und Lehrer. Sie will nicht tatenlos zuschauen, wenn sich jemand zum Führer einer Gruppe aufschwingt, Anhänger um sich sammelt und ein übles Spiel treibt mit allen, die ihm oder einem Mitglied seiner Gruppe in die Quere kommen. Denn auf vielen Schulhöfen und in vielen Klassenzimmern dreht sich eine Spirale: Schülerinnen und Schüler, die Angst davor haben, selbst gemobbt zu werden, schließen sich den Mobbern an, die Gruppe der Aggressiven wird immer größer, die Gefahr für die Opfer wächst.

Mobbingmöglichkeiten gibt es viele, sie reichen von ständigen Unterbrechungen, Telefonterror und Drohungen bis hin zur Verbreitung von Gerüchten und Hohn und Spott über Behinderungen.

Erst bei einer Beerdigung kehrt ein Dorf um

Für Eve enden elf Jahre Mobbing in einem Dorf erst mit dem Tod eines Freundes, der sich immer gewünscht hat, dass sie von allen akzeptiert wird. Sie schreibt auf den Schülerseiten: “Mit seinem Tod hat er einen seiner Wünsche erfüllt bekommen. Und ich bin mir sicher, dass er aufpasst, dass das so bleibt.”

Bei der Beerdigung sind sie plötzlich alle auf sie zugekommen, haben sie in den Arm genommen und ihr versichert, dass nun alles “wieder gut” wird. Darüber freut sich Eve so sehr, dass sie ihre Schilderungen mit dem Satz beendet: “Ich hab euch alle ganz doll lieb und werde immer für euch da sein.”

Ob Mobber solche Geschichten lesen und sich schämen? Diese Frage ist kaum zu beantworten. Außerdem gibt es ein weiteres Problem, erfährt man auf diesen Schülerseiten: “Prävention ist besonders für die Schulen wichtig. Leider wird diese Prävention gegen den Rat der Experten von vielen Schulen abgelehnt.”

Immer mehr Opfer

Darüber kann man nur verwundert sein, zumal es Mobbing nicht nur an Schulen gibt, sondern sich bis in die Arbeitswelt fortpflanzt. Bereits im Jahre 2001 ist eine bundesweite Anti-Mobbing-Initiative gegründet worden, die Forschungs- und Informationsarbeit leistet. Zu den Mitgliedern gehören Mediziner, Psychologen, Juristen, Kirchenvertreter, Gesundheitspolitiker und Gewerkschaftsmitglieder. Die damalige Schätzung der Mobbingopfer in Deutschland hat bei 1,5 Millionen gelegen.

Die Internetseiten der Schülerinitiative sind inzwischen die erfolgreichsten zu diesem Thema - ein trauriger Rekord. Auch eine Umfrage gibt es. Das Zwischenergebnis: 61 Prozent der Mobbingopfer sind kaum oder gar nicht dazu bereit, den Mobbern irgendwann zu verzeihen. Da kann es doch wohl nur heißen: Wehret den Anfängen!

Die Schülerseiten

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