Sonntag, 11. Juli 2010

Jobcenter und Jugendämter

11. Juli 2010
Sensibler Rhein-Erft-Kreis?

Rhein-Erft-Kreis, geh du voran, die anderen folgen dann. Hoffentlich nicht. Dort arbeiten jetzt die Jobcenter und die Jugendämter zusammen. Meldet die "Kölnische Rundschau" und erklärt ihren Leserinnen und Lesern, wie diese Zusammenarbeit funktioniert.

Selbstverständlich prächtig. Erscheint eine Hartz-IV-Empfängerin morgens um acht mit ihrem achtjährigen Kind in dieser Behörde, die für Langzeitarbeitslose das Wort "Kunde" erfunden hat, sollen sich die Mitarbeiter, für die diese Behörde das Wort "Fallmanager" erfunden hat, sogleich fragen: "Warum ist dieses Kind nicht in der Schule?"

Ist die bedürftige Mutter wieder weg, wird das Jugendamt angerufen. Namen dürfen bei diesem ersten Gespräch noch nicht genannt werden. Dass sich Fallmanager und Jugendamts-Mitarbeiter daran halten. wird niemand ernsthaft in Zweifel ziehen wollen.

Die Diskussionen drehen sich nun um die Frage, welche Gründe es dafür geben könnte, dass ein achtjähriges Kind um 8 Uhr nicht in der Schule ist. Im Vordergrund steht dabei immer das Wohl des Kindes. So weit die graue Theorie, die mit Diskriminierung von Hartz-IV-Empfängern selbstverständlich nichts zu tun hat.

Würde ich sofort glauben, wenn es im Rhein-Erft-Kreis weitere Kooperationen gäbe. Zwischen Supermärkten und Jugendämtern.  Zwischen Nachbarn und Jugendämtern. Zwischen zivilen Streifen in Fußgängerzonen und Jugendämtern. Zwischen Frühsportlern und Jugendämtern. Alle müssten dazu verpflichtet werden: Siehst du morgens eine Mutter mit achtjährigem Kind, dann melde dich.

Das wäre dann ein Überwachungsstaat, den niemand will? Stimmt. Die Kooperation im Rhein-Erft-Kreis zwischen Jobcentern und Jugendämtern ist ein erster Schritt. Und wie heißt es so schön? Wehret den Anfängen! Wenn ein Kind, das morgens  um 8 Uhr in der Schule sein müsste, dort um 8 Uhr morgens nicht ist, gibt es genügend Leute, denen das auffällt. Dafür braucht man keine (übereifrigen, zwangsverpflichteten) Jobcenter-Fallmanager, die in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt aus einer Mücke einen Elefanten machen, den man irgendwann nicht mehr vom Eis bekommt.

Begründet wird die Zusammenarbeit zwischen Jobcentern und Jugendämtern auch mit der stärkeren Sensibilisierung der Fallmanager. Die brauchen einen Vertrag und eine Dienstanweisung, damit sie Kinder, denen es gut geht, von Kindern, denen es schlecht geht, unterscheiden können? Armes Behörden-Deutschland!

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