Montag, 7. Dezember 2009

Landrat Enno Siehr (Groß-Gerau)

4. Juni 2009
Ein lächerliches Gespräch?

Enno Siehr strahlt auf den aktuellen Seiten der „Südhessen Woche“, als Landrat von Groß-Gerau fordert der 61-Jährige, der sich im nächsten Jahr in den politischen Ruhestand verabschiedet, die Bürgerinnen und Bürger zur Teilnahme an der Europawahl auf, erfreut ist er, wenn Kinder bei Planungen einbezogen werden.

Und Adrian Klinik? Dessen Schulpflicht ruht seit eineinhalb Jahren. Deswegen lernt der Zehnjährige zuhause, während die Eltern um einen (Regel-)Schulplatz kämpfen (müssen). Warum das so ist, verraten mir weder die Schillerschule, die der Junge gern wieder besuchen möchte, noch das zuständige Schulamt. Der Bürgermeister von Groß-Gerau geht auf Tauchstation - und das Büro des Landrates Enno Siehr?

Dort hat jetzt das Telefon geklingelt. Anruferin war die Mutter von Adrian. Das Gespräch ist nach ihren Angaben so verlaufen.

Adrians Mutter: „Mein Name ist Klinik. Ich hätte gern einen Termin beim Landrat.“
Erst lautes Lachen, dann eine weibliche Stimme: „Frau Klinik, ich habe die Anweisung vom Herrn Landrat persönlich, in Sachen Klinik/Jugendamt keine Termine zu vergeben. Warum und wieso, weiß ich nicht. Es interessiert mich auch nicht. Der Herr Landrat hat gesagt, er sei dafür nicht zuständig und mische sich da auch nicht ein. Es ist allein die Sache des Jugendamtes.“

Adrians Mutter: „Steht es mir als Bürgerin von Groß-Gerau nicht zu, einen Termin beim Landrat zu bekommen?“
Wieder Lachen, dann die weibliche Stimme: „Doch. Aber ich darf Ihnen keinen geben.“

Adrians Mutter: „Kann uns das der Landrat nicht persönlich mitteilen?“
Die weibliche Stimme: „Nein.“

Adrians Mutter: „Das können wir nicht verstehen. Wir wüssten gern, warum man uns nicht anhören will.“
Die weibliche Stimme: „Ich werde das dem Herrn Landrat ausrichten. Aber ob er sich bei Ihnen meldet, weiß ich nicht.“

Adrians Mutter: „Kann der Landrat uns das schriftlich geben?“
Lachen.

Adrians Mutter: „An wen sollen wir uns denn wenden?“
Die weibliche Stimme: „Das weiß ich auch nicht.“

Enno Siehr ist Mitglied der SPD und bei ver.di, er gehört zum BUND, zur AWO, zum ASB und zum VdK. Vielleicht zu beschäftigt der Mann? Zeit für Hobbys hat der 61-Jährige aber. Er kocht gerne, fährt gern Rad und verreist gern. SPD-Mitglied ist er eigenen Angaben zufolge, weil: „Für mich schon immer galt: Starke Schultern sollen schwerere Lasten tragen als schwache.“

6. Dezember 2009
Der "Spiegel" berichtet...

...am 7. Dezember 2009

7. Dezember 2009
Förderschulen: Teurer Irrweg

Hohe Kosten und wenig Perspektiven für Kinder und Jugendliche mit Förderbedarf - die deutschen Förderschulen sind nach Angaben des Bildungsforschers Klaus Klemm wenig erfolgreich. 2,6 Milliarden Euro geben die Bundesländer pro Jahr allein für zusätzliche Lehrer an Förderschulen aus, heißt es in einer Studie von Klemm für die Bertelsmann-Stiftung.

Spiegel, 14. November 2009

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Mir ist über drei Ecken (Maulwurf Jugendamt ;-)) ) der aktuelle Stand in der Sache zu Ohren gekommen:

Da man sich an anderer Stelle deutlich bedeckt zu halten scheint, aber nach wie vor nach der SPIEGEL-Berichterstattung öffentliches Interesse besteht, will ich gerade mal berichten, was mir da hinter vorgehaltener Hand zugetragen wurde:

In der öffentlichen Gerichtsverhandlung Ende November wurde entschieden, dass der Junge wieder zur Schule gehen darf, das Schulamt alle Ruhensanordnungen zurücknimmt. Eine Regelschule wurde ebenfalls genannt.
Die Beschulung soll mit einem zusätzlichen Integrationshelfer erfolgen, damit der Junge nicht abermals wieder Opfer von Mobbingattacken wird.
Das Jugendamt stimmte dieser Lösung zu und schickte einen Bescheid über Kostenübernahme. Das Jugendamt bestand gleichzeitig darauf, dass der Integrationshelfer über eine Jugendhilfeeinrichtung zu stellen wäre.

Darauf entschied sich die Familie für so eine Einrichtung und erhielt eine Zusage von der Einrichtung wie auch vom Jugendamt noch vor Weihnachten. Es sollte eigentlich zeitnah ein Erstgespräch zum Thema "Aufgaben des Integrationshelfers" stattfinden. Dies wurde vom Jugendamt dann mehrfach abgesagt (u.a. wegen Erkrankung der zuständigen Mitarbeiterin, obwohl es eine eigentlich zuständige Vertretung gibt).

Inzwischen hat das betreffende Gespräch offenbar stattgefunden, über 7 Wochen nach der Gerichtsverhandlung. Entgegen der Ankündigung aber nicht zum Thema "Aufgaben des Integrationshelfers", sondern wohl ausschließlich zur Frage "Berichterstattung im Internet über den Fall".

Einrichtung und Jugendamt wollten wohl eine mündliche Verpflichtungserklärung der Familie, dass keinerlei Berichterstattung mehr stattfindet, obschon sie wissen, dass ohnehin die Familie selbst nie etwas schrieb.

Bei Berichterstattung egal wo egal von wem würde man die Hilfe für den Jungen sofort einstellen (also folglich den Schubesuch verunmöglichen).

Meine Einschätzung dazu ist:
Wie könnte die Familie denn lückenlos garantieren, dass niemand mehr im Internet über diesen Fall schreibt? Das könnten sie doch allenfalls für sich selbst tun, niemals aber für alle sonstigen Mitleser oder andere Personen?

Persönlich halte ich dieses Ansinnen des Jugendamtes für einen neuen Versuch im Sinne einer gesetzeswidrigen Nötigung. Sicher weiß das Jugendamt das auch, und will schon aus diesem Grund nur eine mündliche Bestätigung statt eines schriftlichen Vertrages.

Tim L.