Freitag, 20. August 2010

Friedhof des Kindeswohls

20. August 2010
Gedanken über Jugendämter und einen "frontal"-Beitrag

Dienstagabend haben viele Betroffene vor dem Fernsehapparat gesessen, das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) strahlte einen Beitrag über Jugendämter aus. Motto: "Weg sind die Kinder oder die Enkel". Und zwar immer häufiger. Die "frontal"-Moderatorin leitete den Beitrag nicht nur ein, sie leitete von der statistischen Tatsache der steigenden Zahl von so genannten "Inobhutnahmen" auch über zu widerlichen Schlagzeilen über die Ermordung von Kindern, die in den Behörden zu großer Nervosität führen. Ergo: Lieber ein Kind zu viel wegnehmen als sich vorhalten lassen zu müssen, dass man nicht rechtzeitig eingegriffen hat.

Ist das wirklich des Pudels Kern - oder liegt der Hund auch noch woanders begraben? Schauen wir uns doch einmal die Grabsteine an auf dem Friedhof des Kindeswohles.

Auf dem ersten Grabstein steht: Zu wenig Geld für Jugendämter, zu wenig Personal, zu wenig Zeit. Gäbe es nicht Ehrenamtliche, wäre das System längst zusammengebrochen.

Auf dem zweiten Grabstein steht: Vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Jugendämtern fehlt die nötige Qualifikation. Auch dafür ist nicht ausreichend Zeit und Geld da.

Auf dem dritten Grabstein steht: Jugendämter blocken ab, wenn sie auf Fehler hingewiesen werden. Will jemand zur Aufklärung beitragen,  wird´s morbid. Dokumente werden gefälscht, Vorwürfe frei erfunden. Ich habe es erlebt. Mehrmals.

Auf dem vierten Grabstein steht: Stadtväter lassen die Jugendämter machen, erklären sich für nicht zuständig oder weisen Kritik als Ammenmärchen zurück. Das geschieht auch auf höheren Ebenen.

Auf dem fünften Grabstein steht: Kann ein Jugendamt, das unkorrekt gehandelt hat, nicht mehr an Tatsachen rütteln, wird Druck ausgeübt auf die Betroffenen.

Auf dem sechsten Grabstein steht: Eltern, die sich an die Öffentlichkeit wenden, geraten an falsche Berater. Die reden erst einmal tagelang über Kinderklau und Geschäftemacherei. Bis viele Eltern sich umzingelt fühlen und keinen Ausweg mehr sehen. Verzweifelten wird nicht der Rücken gestärkt, sie werden noch verzweifelter. Andererseits verhärten sich die Fronten weiter.

Damit verlassen wir diesen Friedhof wieder. Es gibt noch mehr Grabsteine...

Keine Kommentare: