Samstag, 30. Januar 2010

Das Schicksal der Sylvia K.

30. Januar 2010
"Sozialisiert wie ein südeuropäischer Straßenköter, der um Gnade bittet"

„Mal verdiente ich gut, mal krebste ich herum“, beschreibt Sylvia K. (Name geändert) ihr bisheriges Leben, Stadtplanerin sei sie gewesen, TV-Autorin, sie habe die Welt gesehen und immer eins gefürchtet: den Verlust ihrer Freiheit. Denn: Sozialisiert worden sei sie wie „ein südeuropäischer Straßenköter - ohne die Hunde herunterputzen zu wollen“ in einem Kinderheim in Nordhessen. Welche Folgen diese Heimerziehung habe, das wolle sie erzählen. Sylvia K. lebt im Ausland, nach Deutschland zurückkehren will sie nicht.

Der Bundestag hat einen Runden Tisch eingerichtet, an dem das Schicksal von Heimkindern in den 50er-, 60er- und 70er-Jahren aufgearbeitet werden soll. Wie haben Sie von diesem Runden Tisch erfahren?

Sylvia K.: Kürzlich habe ich im Radio auf WDR 5 eine Sendung gehört. Berichtet wurde, dass die Gewalt gegen Heimkinder thematisiert wird. Auch mein Bruder und ich wurden Opfer ausufernder Gewalt. Obwohl aus Bremerhaven, brachte man uns ins entfernte Nordhessen. In den folgenden Jahren sahen wir unsere Eltern nur noch einmal im Jahr, und zwar abwechselnd unseren Vater und unsere Mutter. Der Ort hieß Vöhl, es war ein Kinderheim der AWO.

Wie andere Heimkinder auch, haben Ihr Bruder und Sie Gewalt erlebt?

Sylvia K.: Der damalige Heimleiter war ein Bilderbuch-Nazi. Er zertrat meinen am Boden liegenden Bruder vor meinen Augen. Er hat sich davon nie erholt. Ich habe die Bilder aus diesem Heim, in dem ich vom 5. bis zum 10. Lebensjahr war, noch heute vor Augen. Doch auf die grauenhaften Geschehnisse und meine persönlichen Erlebnisse möchte ich nicht eingehen.

Worüber möchten Sie denn sprechen?

Sylvia K.: Über die Nachwirkungen. Zum einen, das weiß ich heute, hat das Selbstwertgefühl gelitten - bis hin zu Selbstmordgedanken. Man hat uns sozialisiert wie einen südeuropäischen Straßenköter, der in der Rangordnung ganz unten stehend nur noch um Gnade winselt, damit er nicht geschlagen wird. Eins habe ich immer gefürchtet: den Verlust meiner Freiheit und abhängig zu werden von anderen Menschen. Ich war gebrandmarkt. Egal, was ich tat oder wo ich war, ich blieb das Heimkind, das sich schämt, weil es nicht wie die anderen war.

Aus Ihrem Lebenslauf weiß ich aber, dass Sie Abitur gemacht und studiert haben.

Sylvia K.: Stimmt. Das habe ich meiner kämpferischen Mutter zu verdanken und meinem Vorsatz, dass ich nie wieder etwas mit sozialem Elend zu tun haben will. Ich habe Geologie und Geografie studiert. Ich lernte fliegen, war Stadtplanerin, lernte als TV-Autorin die Welt kennen, mal verdiente ich gut, mal krebste ich rum.

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Mittwoch, 27. Januar 2010

Mail eines Vaters

27. Januar 2010
Eltern verdrehen die Wahrheit?

Termin: Donnerstag, 4. Februar 2010

Ort: Oberlandesgericht Stuttgart, Olgastraße 2, Stuttgart
Uhrzeit: wird noch bekanntgegeben.
http://www.olg-stuttgart.de/
Olgastraße 2, 70178 Stuttgart
Tel: 0711 / 212-0 (11. Senat verlangen)

In der mündlichen Verhandlung vom 21. Januar 2010 hat der Vorsitzende Richter am OLG Stuttgart bestätigt, dass für Nina Veronika diegemeinschaftliche Sorge der Eltern bestanden hat. Gleichwohl hat sich Richter F. geweigert, diese Bestätigung zu protokollieren, er tat den schweren Grundrechtsverstoß des Kindesentzuges als entscheidungsunerheblich ab. Man werde "keine Vergangenheitsbewältigung betreiben" und könne das Kind den Eltern "nicht rückwirkend zurückgeben". Den Eltern wurde in der Verhandlung stets das Wort abgeschnitten.

Das bedeutet:

Das Stuttgarter Jugendamt hat fast ein halbes Jahr lang die Eltern daran gehindert, ihr Sorgerecht auszuüben und Nina Veronika von ihren Eltern zwangsgetrennt. Dieser Zustand hält bis heute weiter an. Dabei wurde das Stuttgarter Jugendamt u.a. von der Stuttgarter Polizei gedeckt und unterstützt. Der Vater wurde gar einmal von der Stuttgarter Polizei verhaftet mit dem Ziel, Beweismaterial des Kindesentzugs "verschwinden" zu lassen.

Nina Veronika weist - nach zwei Jahren in der "Obhut" des Jugendamtes -mittlerweile schwere Entwicklungsverzögerungen in allen Entwicklungsbereichen auf. Dies wurde fachärztlich bestätigt. Für die Entwicklungsverzögerungen werden die Eltern verantwortlich gemacht, die ihr Kind seit über einem Jahr nicht mehr gesehen haben.

Darstellungen des Falls in der Öffentlichkeit, u.a. in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 21.12.2008 werden als "Wahrheitsverdrehungen" bezeichnet, dem Vater wird unterstellt, Urheber dieser "Wahrheitsverdrehungen" zu sein. Und wenn er es nicht gewesen sei, "dann war es eben die Mutter."

Mehr zum Fall Nina

Dienstag, 26. Januar 2010

Tagebuch von Simone B.

26. Januar 2010
Für jeden Tag Isolation ein Kreuz auf ein Kalenderblatt

114 schreibt Simone B. auf ein Kalenderblatt. Mit Kugelschreiber. Blau. Das Kalenderblatt trägt das Datum 17. Juni 2004. Die Sonne ist um 5.05 Uhr aufgegangen, um 21.41 Uhr geht sie unter. Simone B. ist seit fast vier Monaten in einer Außenwohnung der Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch. Schreibt zwei Tage später in ihr Tagebuch: „Heute ist Samstag, und es ist total beschissen. Ich habe das Gefühl, ich lasse Merlin in Stich. Aber was soll ich machen?“ Merlin ist der Sohn von Simone B. Vier Jahre alt. Sie darf ihn nicht sehen. Sie ist seit 114 Tagen in „Klausur“, verabschiedet sich von jedem Tag mit einem Kreuz auf einem Kalenderblatt. „Klausur“ nennt der Leiter der Einrichtung die Isolation von Patienten.


Fast sechs Jahre später sagt Simone B.: „Obwohl alles schon so lange her ist, muss ich immer wieder an diese Zeit denken. Ich bin zwar clean, aber die Zeit in Wilschenbruch hat auch einiges in der Seele kaputt gemacht.“ Daran können nach ihrem elfmonatigen Aufenthalt in der Einrichtung auch Psychologen nichts ändern. Ihre große Stütze ist eine Frau, die ebenfalls in der Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch gewesen ist: „Wenn ich bei ihr bin, reden wir viel über früher. Ich bin dann froh, dass ich einen Menschen habe, der das auch durchgemacht hat.“

Viermal ist sie in Wilschenbruch in „Klausur“ geschickt worden. Das erste Mal nach drei Wochen. Nach einem Kuss für einen Patienten. „Ihr hattet Sex“, behauptet das Team. „Hatten wir nicht“, sagt Simone B. heute noch. Sie wird von Merlin getrennt, muss den Tag unter einer Treppe verbringen und „über ihre Fehler nachdenken“. Noch schlimmer ist für sie die Trennung von ihrem Sohn: „Immer hatte ich Angst, habe gedacht, ich mache das alles nur für ihn.“

Montag, 18. Januar 2010

Wir fahren mal zur Schule

18. Januar 2010
Jugendamt von Duisburg bringt Diakonie mit

Bei einer Tagung des Instituts für Urbanistik haben sie lernen wollen, wie sie mit Medien umgehen sollten und wie sie ihr Image verbessern können: die deutschen Jugendämter, deren Organisation bekanntermaßen europäischem Recht nicht genügt. Keine Kontrolle für niemanden, lautet das Motto.


Was harmlos klingt, kann deshalb gelegentlich zu Unglaublichem führen. „Das Duisburger Jugendamt besteht aus der ´Zentrale´ im Verwaltungsgebäude Kuhstraße 6 und aus sieben Außenstellen in den Bezirksrathäusern“, klingt nicht besonders gefährlich für eine fast 60-jährige Pflegemutter. Wird es aber. Eines Morgens düsen das Jugendamt aus Duisburg und die Diakonie aus Mülheim zu einer Grundschule in Oberhausen und wollen einen Neunjährigen abholen, der in ein Heim gesteckt werden soll. Bei diesem Ansinnen berufen sich die Eindringlinge auf einen Gerichtsbeschluss.
Der besagt: Die erwähnte fast 60-Jährige ist mit der Erziehung des Jungen überfordert.

Doch Jugendamt und Diakonie bekommen das Kind nicht. Die Schulleiterin macht bei der eigentlich gut organisierten Entführung nicht mit. Stundenlang leistet sie verbale Gegenwehr. Dann rücken die Behörden- und Kirchenvertreter wieder ab. Nach dieser Belagerung einer öffentlichen Einrichtung steht der Neunjährige unter Schock, die Schulleiterin ist entsetzt, sagt, dass sie so etwas noch nie erlebt habe. Warum die fast 60-jährige Pflegemutter mit der Erziehung des Jungen überfordert sein soll, kann sie ganz und gar nicht nachvollziehen.

Also wird alles wieder gut? Von wegen! Das Jugendamt von Duisburg pocht auf den Gerichtsbeschluss. Der müsse umgesetzt werden. Wie wäre es mit morgens um 7 Uhr mit Hilfe der Polizei? Machen andere Jugendämter doch auch so. Kinder aus dem Schlaf reißen. Weg sind sie. Ob nun mit oder ohne Gründe, die man auch Außenstehenden begreiflich machen kann. Muss man schließlich nicht. Jugendämter entpuppen sich so immer wieder als Gefahr für das so genannte „Kindeswohl“.