Dienstag, 7. August 2018

Das Geschäftsmodell

Jugendämter übers Ohr hauen

Betrüger sind schon auf viele kriminelle Ideen gekommen. Eine der lukrativsten scheint inzwischen die Gründung von Schwindeleinrichtungen zu sein, in denen man sich angeblich um Kinder kümmert. Weil man niemanden so leicht hereinlegen kann wie Jugendamtsmitarbeiter?

Sie haben es in Spanien getan. Dort wurden angeblich Straßenkinder aus Deutschland betreut. Mehr als einen Briefkasten gab es aber nicht, mehrere Millionen Euro waren futsch. Haben Jugendämter daraus etwas gelernt? Nicht dran zu denken.

In Lüneburg gab es über 20 Jahre eine Einrichtung, in der Mütter, Väter und Kinder beschimpft und beleidigt wurden, wenn man sie nicht gerade mit esoterischem Humbug belästigte. Abkassiert wurden fast alle Jugendämter in Niedersachsen, die jeden Hinweis auf diesen Schwindel missachteten - nur in Wolfsburg hörte man zu. Wie viel Geld verschleudert wurde, ist auch nach vier Jahren noch unbekannt - und die Sozialdezernentin von Lüneburg hat bis heute lieber nicht nachgerechnet. Der neue Eigentümer der Einrichtung machte mit dem Gebäude sogar noch Spekulationsgewinne, blieb aber der Lieblingsinterview-Partner einer Lokalzeitung, wenn es um Drogen ging.

Nun flog in fünf Bundesländern auf, was auch schon einmal in Hamburg passiert war. Ein Geschäftsmann erfand mehrere Einrichtungen. In Traunstein zum Beispiel kassierte er im Monat 13 000 Euro für einen einzigen Jungen, dass dieser Geschäftsmann bereits vorbestraft war, blieb den betrogenen Jugendämtern verborgen.

Ein Berliner Gericht hat inzwischen Anklage gegen diesen Gauner erhoben. Wegen der übers Ohr gehauenen Jugendämter? Keinesfalls. Weil er seine Mitarbeiter nicht bezahlt hat. Das macht man aber auch nicht...