Donnerstag, 25. Juni 2009

Keine Gewalt mehr

25. Juni 2009
Gebt mal fein Acht!

Liebe Kinder, nun gebt mal fein Acht, gut, es kann auch Neun sein, die Justizminister der Länder haben sich etwas ausgedacht: „Tagesschau“ gibt es nicht mehr, „heute“-Nachrichten auch nicht, bekommen eine Altersfreigabe erst ab 18, und wenn in zehn Jahren am Hindukusch immer noch die Freiheit verteidigt werden muss, erfahrt ihr das schon noch früh genug. Wenn ihr da seid.

Schluss ist auch mit diesen schlimmen Geschichten über ältere Damen, die von frechen Kindern in einen Ofen geschubst werden, und von Wölfen, die mit Steinen im Bauch auf Nimmerwiedersehen in einem Brunnen verschwinden. Solche Erzählungen machen die Justizminister der Länder sehr grimmig. Bekommen ebenfalls erst eine Altersfreigabe ab 18.

Deutsch aus Zeitungen lernen, ist für euch zwar jetzt schon schwer genug, wird aber noch schwerer. Das meiste wird herausgeschnitten. Von euren Eltern, die sonst Probleme bekämen. Denn auch Meldungen über wahnsinnige Politiker bekommen eine Altersfreigabe erst ab 18.

Doch, liebe Kinder, gebt noch mehr fein Neun, gut, es kann auch Acht sein, die Justizminister der Länder wollen euch doch nur schützen. Vor Gewalt. Die gibt es ab sofort erst mit 18. Dann aber richtig. Ist das nicht fein?

Au fein, sagt ihr? Von heute an verhaut ihr eure kleine Schwester nicht mehr und geht immer so früh ins Bett, dass eure Eltern gar keinen Gedanken mehr daran verschwenden müssen, dass ihr euch die Nachrichten anschauen oder zu lange vor dem Computer sitzen könntet? Genau: Das sind Märchen. Die von den Justizministern der Länder auch schon für gerade erst Geborene frei gegeben werden.

Donnerstag, 18. Juni 2009

Das Groschenfenster: Bitte um Richtigstellung



12. Juni 2009
Brief an Regionalausgabe des "Hamburger Abendblattes"

Sehr geehrter Herr Hilmes,

Ihr heutiger Bericht in der Lüneburger Regionalausgabe des "Hamburger Abendblattes" beginnt so:

"Die Jugendhilfe Lüneburg setzt sich juristisch gegen Kritiker zur Wehr. Heinz-Peter Tjaden, Betreiber eines Internet-Forums, musste zwei Kommentare löschen. Anderenfalls hätte die beauftragte Anwaltskanzlei Schadenersatz gefordert.

Das geht aus einem Schreiben hervor, das der Lüneburger Rundschau vorliegt. Demnach wurden unter der Online-Adresse kinderunwohl.blogspot.com ´unwahre Tatsachen´ behauptet. Zudem werde der Arzt in der Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch, Ruthard Stachowske, mit ´ehrverletzenden Herabsetzungen und Schmähkritik´ überschüttet.

´Das Internet macht es den Menschen leicht, ungerechtfertigte Vorwürfe gegen andere zu erheben´, sagt Matthias Lange, Geschäftsführer der Jugendhilfe gGmbH. ´Die Anonymität schützt sie.´"

In Ihrem ersten Absatz klingt es so, als hätte ich die beiden Kommentare gelöscht. Das ist nicht der Fall. Sie stehen weiterhin in meinem Forum und bleiben dort stehen, weil ich die behauptete "Schmähkritik" nicht erkennen kann. Außerdem habe ich gegen die Jugendhilfe Lüneburg inzwischen Zahlungsklage erhoben, weil ich der Auffassung bin, dass mit derartigen Anwaltsschreiben meine Arbeitszeit als selbstständiger Internetredakteur verschwendet wird.

Den Geschäftsführer der Jugendhilfe Lüneburg zitieren Sie mit Anschuldigungen gegen die beiden Kommentatoren. Dass er damit richtig liegt, müsste Matthias Lange aber erst vor Gericht nachvollziehbar machen. Inzwischen haben sich bei mir weitere Betroffene gemeldet, die ihre Erfahrungen schriftlich niederlegen und mir zukommen lassen wollen.

Ein abschließendes Urteil über die Therapeutische Gemeinschaft in Wilschenbruch kann ich mir noch nicht bilden. Aber es muss doch wohl möglich sein, Kritisches zu schreiben, wie es die beiden Kommentatoren getan haben. Da muss man doch nicht gleich einen Anwalt antanzen lassen, der in seinem Schreiben zudem auch noch angekündigt, dass seine Mandantin notfalls (!) auch Geheimnisse aus der Einrichtung lüften werde.

Ich bitte Sie um eine entsprechende Richtigstellung in der nächsten Ausgabe und wünsche Ihnen ein schönes Wochenende

Heinz-Peter Tjaden

Der Bericht

Montag, 8. Juni 2009

Computerspiele und Internet

8. Juni 2009
Suchtgefahr Computerspiele und Internet

Hannover. "Computerspiele und Internet haben für manche Menschen ein beachtliches Gefährdungspotenzial. Wir müssen unsere Kinder und Jugendlichen vor den Folgen einer exzessiven Mediennutzung schützen." So Niedersachsens Sozial- und Familienministerin Mechthild Ross-Luttmann, die heute gemeinsam mit dem Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen zu einer Expertenanhörung "Abhängigkeits- und Suchtpotenzial von Computerspielen" nach Hannover eingeladen hat.

Zu dem vom Land Niedersachsen gemeinsam mit Nordrhein-Westfalen initiierten Gespräch sind ausgewiesene Experten der Medienpädagogik und des Gesundheitsbereichs eingeladen. Professor Klaus Schäfer, Abteilungsleiter im Nordrhein-Westfälischen Familienministerium: "Wir wollen herausfinden, welche Forschungs- und Handlungsbedarfe bei dem Thema Abhängigkeit und Computerspiele bestehen. Nur auf einer soliden wissenschaftlichen Grundlage kann ein von der Bevölkerung akzeptierter Jugendschutz funktionieren."

Gemeinsam mit den geladenen Experten Prof. Dr. Volker Bolay (SHR Hochschule Heidelberg), Prof. Uwe Hasebrink (Hans Bredow-Institut Hamburg), Dr. Christoph Klimmt (Johannes Gutenberg-Universität Mainz), Prof. Dr. Klaus Mathiak (RWTH Universität Aachen), Prof. Dr. Christian Pfeiffer (Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen), Prof. Dr. Rainer Thomasius (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf), Prof. Dr. Thorsten Quandt (Universität Hohenheim) und Dr. Bert te Wildt (Medizinische Hochschule Hannover) diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer darüber, inwieweit exzessives Computerspielen zu Sucht führen kann.

"Es ist unser gemeinsames Ziel, den Konsum von nicht für Minderjährige freigegebenen Spielen und Videos durch Kinder und Jugendliche wirksam zu erschweren und auch tatsächlich einzudämmen", so Niedersachsens Sozialministerin.

"Hierzu gehört auch, dass es bei Online-Spielen zukünftig eine Alterskennzeichnung durch die Länder gibt. In vielen Fällen ist das Herunterladen schon heute der einfachste Weg, um an Spiele heranzukommen", ergänzte Professor Schäfer.

Damit Eltern mehr erfahren, was in Kinder- und Jugendzimmern wirklich gespielt wird, seien Projekte wie die in Niedersachsen erfolgreich gestarteten "Eltern-Medien-Trainer" und das NRW-Netzwerk Eltern-Medien-Jugendschutz vorbildlich. Bislang sind in Niedersachsen 69 Trainerinnen und Trainer ausgebildet worden. Ein zukünftiger Schwerpunkt der Trainer wird auf Eltern mit Migrationshintergrund gelegt.

Ross-Luttmann: "Die schärfsten Gesetze der Welt sind nutzlos, wenn Eltern nicht wissen, was in Kinder- und Jugendzimmern abgeht und was in ihren Kindern vorgeht."

Mit ersten verdeckten Testkäufen im Landkreis Gifhorn hat Ross-Luttmann den Verkauf von Spielen ohne Jugendfreigabe an Minderjährige prüfen lassen. Auch Erfahrungen aus Nordrhein-Westfalen belegen, dass sich ertappte Verkaufsstellen durchaus einsichtig zeigten und beispielsweise besondere Personalschulungen ankündigten. Ross-Luttmann: "Altersgrenzen zu ignorieren ist kein Kavaliersdelikt. Das Bewusstsein dafür muss auch an der Ladentheke gestärkt werden."