Montag, 29. März 2010

Missbrauch: Verschwörer am Werk?

29. März 2010
Gut organisierter Plan mit einem klaren Ziel?

"Derweil sprechen die Verantwortlichen von einer Kampagne. Einer der wichtigsten Berater des Papstes, Kardinal José Saraiva Martins, sprach bei einem Frühstück mit Journalisten von einer ´Verschwörung´ gegen die Kirche. ´Es gibt einen gut organisierten Plan mit einem klaren Ziel´, sagte der Kardinal laut Reuters, ohne jedoch Namen zu nennen. Laut der ´Financial Times´ vermuten einige im Vatikan ´Freimaurer´ und ´big business´ hinter den Angriffen", liest man "Welt" online am 28. März 2010.

Das ist der Stoff, aus dem die Krankheitsbilder einer Organisation sind, die von sich behauptet, ihr Chef sitze auf einem Stuhl, auf dem als Erster Petrus gesessen habe, die allen Moralpredigten halten will und deshalb gelegentlich tiefer sinkt als andere sinken können. Denn wer sich erhöht, soll...

...bei Kindesmissbrauch nicht nur an die Opfer denken, sondern auch daran, dass man die vermeintliche Spitzenposition im Christentum nicht verliert? Fürwahr, in den vergangenen Wochen ist viel geschrieben worden, haben Redakteure versucht, unsägliche Verbrechen mit Zölibat, katholischer Sexualmoral und verkrusteten Strukturen zu erklären, die Opfer perverser Priester jedoch schlafen deswegen keinesfalls besser, solche Analysen machen keine kaputte Seele wieder heil. Verschwörungstheorien auch nicht.
Dass niemand mehr - ob in einer Glaubensgemeinschaft, in einem Sportverein, in einer Familie, in einem Kindergarten oder in einer Schule - an Kindern unsittlich herumfummelt, ist ein wunderschöner Traum, den psychisch Kranke nicht träumen können. Da das so ist, muss ein Frühwarnsystem her. Dazu gehört: Kinder so stark machen, dass sie schon bei dem Versuch eines Übergriffs Alarm schlagen, jede Vertuschung ächten, Eltern und alle, die sich um Kinder kümmern, für das Thema sensiblisieren - und das ohne Hysterie, mit Körperbewusstsein Grenzen setzen, die von niemandem überschritten werden dürfen.

In diesen Tagen hat jede Zeitung ihr eigenes geschundenes Kind. Hieß es früher, das glauben wir nicht oder ganz schuldlos wirst du schon nicht sein, heißt es heute: War das schon alles? Deshalb sind inzwischen auch Leidensgeschichten erschienen, die einer Überprüfung nicht standhalten. Was früher unter den Teppich gekehrt worden ist, wird heute gelegentlich faustdick aufgetragen.

Zum jetzigen Papst und zur gegenwärtigen Führungsriege der katholischen Kirche noch dies: Wenn man hört, was die zu Ehe, Familie, Liebe und Sexualität sagen, kann man nur froh darüber sein, dass niemand katholisch sein oder werden muss. Einige  Vorstellungswelten des heutigen Vatikan sind geistige Gefängnisse, die nicht gelüftet werden können. Alles vernagelt.



  

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