Sonntag, 22. Dezember 2019

Aufgelesen 2019 (II)

Schluss mit der Pfennigfuchserei der Jugendämter

In Deutschland gibt es immer mehr Pflegekinder, also Kinder, die nicht bei ihren leiblichen Eltern aufwachsen können, sondern in Heimen oder in Ersatzfamilien. Dabei haben sie also ohnehin schon einen härteren Start ins Leben. Wer jobbt oder eine Ausbildung macht, muss davon 75 Prozent ans Jugendamt abgeben. Nur langsam kommt Bewegung in die Debatte um die Abgabe. SPD, Grüne und Linke wollen sie streichen, die Union will sie nur senken und den Freibetrag erhöhen. Welches Signal geht davon aus? Was macht das mit den jungen Erwachsenen, die zum Beispiel auch weniger ansparen können für die erste eigenen Wohnung ?

NDR, 11. Juni 2019

472 Beschwerden über Jugendämter und Familiengerichte

Der Ansatz der Bundesregierung, im Zuge der Reform der Kinder- und Jugendhilfe auch Betroffene anzuhören, stößt bei der Zielgruppe offenbar auf Anklang. Bei der wissenschaftlichen Anlaufstelle für hochproblematische Kinderschutzverläufe, die die Bundesregierung am 25. April beim Institut für Kinder- und Jugendhilfe in Mainz eingerichtet hat, haben sich bereits 472 Betroffene gemeldet, um über ihre negativen Erfahrungen mit Jugendämtern und Familiengerichten zu berichten. Das ergab die Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion, über die die “Welt” berichtet.

Fulda Info, 23. Juni 2019


Keine Fragen zu den Taten
Im Prozess um den hundertfachen sexuellen Missbrauch von Kindern auf einem Campingplatz bei Lügde sollen heute (12.00 Uhr) Kinder als Zeugen aussagen.
Nachdem am Donnerstag zum Auftakt vor dem Landgericht in Detmold alle Angeklagten Geständnisse abgelegt hatten, sollen die Opfer nach Aussage ihrer Anwälte aber nicht zu den Taten befragt werden. Es gehe mehr darum, dass das Gericht sich ein Bild machen wolle, wie es ihnen heute gehe.
Merkur, 28. Juni 2019

Weiterer Anstieg

In Rheinland-Pfalz hat es im vergangenen Jahr mehr Fälle eines Verdachts auf Kindeswohlgefährdung gegeben und auch mehr tatsächliche Gefährdungen. Insgesamt seien knapp 8300 Meldungen möglicher Gefährdungen von Nachbarn, Bekannten, der Polizei oder anderen eingegangen, teilte das Statistische Landesamt in Bad Ems am Donnerstag mit. Das seien knapp neun Prozent mehr als 2017 gewesen. Es ist bereits das fünfte aufeinanderfolgende Jahr mit einem Anstieg.

Süddeutsche Zeitung, 25. Juli 2019

Mehr Geld statt Gesetzesänderung
Der innenpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Konstantin Kuhle, fordert 22 Millionen Euro mehr für Jugendämter. Nach der Gruppenvergewaltigung in Mülheim, bei der zwei Zwölf- und drei 14-Jähriger verdächtigt werden, sei das die richtige Antwort, nicht aber die Herabsetzung der Strafmündigkeit, heißt es in einem Positionspapier, über das die „Bild am Sonntag“ berichtet. Die 22 Millionen Euro sollten aus dem „Pakt für den Rechtsstaat“ kommen.
Presse Augsburg, 4. August 2019

Kinder in heruntergekommenem Gebäude

Nach Kenntnis des Jugendamtes halten sich vier weitere Kinder in der Immobilie auf, die nach Angaben des Landkreis-Sprechers als Hotelbetrieb firmiert. Diese Kinder seien „ebenso wenig wie die zwei in Obhut genommenen Kinder verwahrlost oder gefährdet“. Der Landkreis habe die Wohnverhältnisse „in Augenschein genommen“. Zahlreiche Zimmer in dem heruntergekommenen Gebäude werden nach Angaben aus Polizeikreisen von einem Dinklager Unternehmer an Werkvertragsarbeiter vermietet. Diese seien vornehmlich in der heimischen Schlachtbranche tätig.

Kreiszeitung, 10. August 2019

Jugendleiter wegen Missbrauchs vor Gericht

Der Prozess um schweren Kindesmissbrauch und Vergewaltigung gegen den ehemaligen Leiter einer Jugendeinrichtung in Cuxhaven ist am Montag mit der Anklageverlesung und der Vernehmung zweier Zeugen fortgesetzt worden. Am Montag berichteten ein Sozialarbeiter und eine Lehrerin, dass der 46-Jährige von der Tochter seiner Lebensgefährtin des jahrelangen schweren Kindesmissbrauchs beschuldigt worden sei. Das heute zwölfjährige Mädchen habe weinend und verängstigt gewirkt, als es ihnen von jahrelangen sexuellen Übergriffen des Stiefvaters berichtet habe, schilderte die Klassenlehrerin am zweiten Verhandlungstag.

Süddeutsche Zeitung, 19. August 2019

Kind stirbt, bevor das Jugendamt hilft

Nach dem Tod eines Kleinkindes Ende Juli steht das Jugendamt der Politik am Dienstagnachmittag (3. 9.2019) Rede und Antwort. Der Jugendhilfeausschuss informiert sich über die Rolle des Jugendamtes in diesem Fall und über Qualitätsstandards in Essen. Der zweijährige Junge war nach einem Hitzeschock in seinem Zimmer gestorben, wo er stundenlang alleine eingeschlossen gewesen sein soll.

Die Familie war dem Jugendamt bekannt. Eine geplante Betreuung von Eltern und Kindern durch den sozialen Dienst kam zu spät - der Junge starb wenige Tage vor dieser Maßnahme. Die Staatsanwaltschaft Essen ermittelt wegen Mordes gegen den Vater des kleinen Jungen.

WDR, 3. September 2019

"Kommunen ignorieren fachliche Standards"

Ist es ein Alarmsignal für die Gesellschaft, wenn die Zahl der Inobhutnahmen steigt?

Die Zahlen für ganz Deutschland belegen nicht, dass dem so ist. Und selbst wenn, das wäre kein Zeichen dafür, dass es mehr Misshandlungen oder Vernachlässigungen gibt, sondern dass mehr Sensibilität besteht, dass genauer hingeschaut wird. Nur weil immer wieder einige wenige schreckliche Misshandlungen bundesweit ein großes Medienecho finden, heißt das nicht, dass das Problem zunimmt.

Märkische Online-Zeitung, 19. September 2019

Das Reinheitsgebot
Ein Gespenst geht um in einigen Jugendämtern: dreckige Kinder. Sie werden täglich kein einziges Mal mit Persil gewaschen. Das missfällt auch Kommissar Internet. Eltern, die sich nicht an das Reinheitsgebot dieser Jugendämter halten, kann er nur zurufen: Bedenket, dass der Komiker Heinz Erhardt noch kurz vor seinem Tode damit angegeben hat, seine Ohren immer nur einmal mit Lenor zu waschen. Hätte er es täglich zweimal getan: Er lebte heute noch.

Hier weiterlesen 4. Oktober 2019

Interview mit Leiterin des Jugendamtes Geldern

Wann ist ein Kind besser in einer Pflegefamilie aufgehoben als bei seinen Eltern?

Walburga Bons Wenn wir unter Drogen- oder Alkoholeinfluss stehende Elternteile vorfinden, der Kühlschrank leer ist und das Kind im Müll krabbelt und akut keine Versorgung mehr stattfindet, können wir das Kind dort nicht so lassen. Dann kann es sein, dass wir das Kind in eine Bereitschaftspflege nehmen. Wir schauen, ob die Eltern bereit sind mitzuarbeiten und ob es die Möglichkeit gibt, das Kind zurückzuführen. Wenn die Mitarbeit der Eltern nicht so ist, wie wir es uns wünschen, gibt es ein Gerichtsverfahren und ein Gutachten, das eine Aussage zur Erziehungsfähigkeit trifft.
Rheinische Post, 21. Oktober 2019

Liebes Jugendamt,

ihr bekommt in diesen Tagen eine Rechnung von einer Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, weil ihr in dieser Praxis ein Kind, das sich in eurer Obhut befindet, als Notfall angemeldet habt, aber mit dem Kind am 5. November nicht erschienen seid. Ihr habt den Termin auch nicht abgesagt. 

Sollte diese Rechnung im Jugendamt abhanden kommen, wie sonst nur die Wahrheit: Ich weiß, welche Praxis euch die Rechnung geschickt hat.


Das Jugendamt, 7. November 2019

Wenn Anlieger gegen Sportplätze klagen

Kinderlärm auf Sportplätzen soll künftig keine „schädliche Umwelteinwirkung“ im Sinne des Lärmschutzrechts mehr sein. Das hat der Berliner Senat beschlossen und sich einer entsprechenden Bundesratsinitiative des Landes Nordrhein-Westfalen angeschlossen. Zuvor hatten bereits Niedersachsen und das Saarland ihre Unterstützung zugesagt.


Die Länder wollen mit ihrem Gesetzesantrag erreichen, dass Sportplätze zumindest in den Zeiten, in denen sie von Kindern genutzt werden, künftig lärmschutzrechtlich ebenso privilegiert sind wie Kindertagesstätten und Spielplätze. Diese sind seit 2011 vor Anwohnerklagen weitgehend geschützt, denn bei der Beurteilung der dort entstehenden Geräuscheinwirkungen dürfen Immissionsgrenz- und -richtwerte nicht herangezogen werden.
Berliner Morgenpost, 10. November 2019

Besuche verboten

Sie bekomme eigentlich nie Besuch von ihrer Schulfreundin, klagt die junge Leonora. Obwohl sie sie immer wieder zu sich nach Hause einlade. Was damit zu tun hat, dass ihr Zuhause eine Wohngruppe in einer Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe ist. Ein Kinderheim, wie man früher sagte. Die Eltern ihrer Freundin hätten Angst, sagt Leonora, dass ihre Tochter dort zu Schaden kommen könnte und würden ihr diese Besuche deshalb verbieten.

Meine Südstadt Köln,19. November 2019


Massenhafter Kindesmissbrauch
Die Dimensionen sind erschreckend und ein Ende noch nicht abzusehen: Im Zuge der Ermittlungen zu dem in Nordrhein-Westfalen entdeckten Kindesmissbrauch-Netzwerk sind mittlerweile 3300 Datenträger sichergestellt worden. Das erklärte ein Sprecher der Polizei Köln. Die Ermittler seien selbst von diesem Ausmaßen überrascht worden.

"Wir haben mit einer Vielzahl an Daten gerechnet, aber diese Masse, die wir vorgefunden haben und immer noch vorfinden, hat uns überrascht", sagte der Kölner Kripochef Klaus-Stephan Becker der Zeitung. In dem Fall, der in Bergisch Gladbach seinen Ausgangspunkt hatte, sollen etliche Männer ihre Kinder missbraucht und Bilder davon in riesigen Chat-Gruppen geteilt haben.
ntv, 7. Dezember 2019

Falsche Jugendamtsmitarbeiter unterwegs

Unheimliche Vorfälle in Nordrhein-Westfalen: In Gelsenkirchen und Duisburg haben sich Personen offenbar als Jugendamtsmitarbeiter ausgegeben und versucht, sich Zutritt zu Wohnungen zu verschaffen. Dabei sollen die Täter auch die Herausgabe von Kindern gefordert haben. Allerdings ist zu diesem Zeitpunkt noch völlig unklar, ob es sich tatsächlich um versuchte Kindesentführungen handelte oder um einen Trick, die Wohnung auszuspionieren. In Gelsenkirchen gab es bereits in der vergangenen Woche zwei Vorfälle. Am Donnerstagmittag ereignete sich ein ähnlicher Versuch in Duisburg. Beide Städte warnten jeweils in Pressemitteilungen vor den Tätern.

stern, 20. Dezember 2019

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