Dienstag, 18. August 2009

Hannoversche Familienpraxis

18. August 2009
Gewalt in Familien: Sparkasse Hannover rettet Pilotprojekt

Die „Hannoversche Familienpraxis“ für Mütter und Väter, die Gewalt anwenden, wäre beinahe aus Geldmangel wieder beendet worden, 2008 übernahm der hannoversche Verein „Die Waage“ die Betreuung von zehn Familien, die zu tätlichen Auseinandersetzungen neigten, dieses Pilotprojekt war erfolgreich, die Vereinskasse leer. Deswegen konnte in diesem Jahr erst einmal nicht weiter gemacht werden. Doch jetzt ist die Sparkasse Hannover eingesprungen.

Gelernt hat die „Hannoversche Familienpraxis“ vom so genannten „Cochemer Modell“. „Wenn einer den Gerichtssaal als Sieger verlässt, hat das Kind verloren", sagt der Familienrichter Jürgen Rudolph, der in drei Jahrzehnten über mehr als 4 000 Scheidungen zu Gericht gesessen hat. 1992 gehörte er zu den Initiatoren des Arbeitskreises Cochem, in dem Vertreter der Lebensberatung, des Familiengerichtes, Gutachter, das Kreisjugendamt, Mediatoren und Anwälte des Landkreises sitzen.

Kinder leiden unter Trennungen, dieses Leid wird verstärkt, wenn sich die Eltern während des Trennungsprozesses in die Haare bekommen. Das will dieser Arbeitskreis verhindern. Gelingt es nämlich einem Elternteil, das Kind gegen den anderen Elternteil aufzuhetzen, ist für das Kind eine negative soziale Karriere fast schon vorgezeichnet. Das beweisen Forschungen in den USA. Auf solche Forschungsergebnisse greift der Arbeitskreis Cochem oft zurück, denn in Deutschland steckt die Wissenschaft auf diesem Gebiet noch in den Kinderschuhen.

In der Region Hannover muss die Polizei jedes Jahr um die 3000 Mal ausrücken, um häusliche Gewalt zu beenden. Kinder und Jugendliche geraten immer wieder zwischen die Fronten. Wie man Konflikte friedlich löst, müssen solche Familien erst lernen.

Zur 2006 eingeführten „Hannoverschen Familienpraxis“ gehört ein beschleunigtes Verfahren. Anhörungstermine werden schnell angesetzt. Ob auch gewaltbereite Familien einbezogen werden sollen, ist anfangs umstritten gewesen. Schließlich starteten Amtsgericht und „Die Waage“ das Pilotprojekt.

Den Verein gibt es seit 1990. Er hat bereits angekündigt: „Wir bemühen uns weiter um öffentliche Mittel.“

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